100 Schleichkatzen waren Anfang April 2021 aus dem illegalen Wildtierhandel beschlagnahmt und anschließend in das Schutzzentrum unserer Partnerorganisation Save Vietnam‘s Wildlife (SVW) verbracht worden. Monatelang waren sie dort aufgepäppelt, engmaschig tiermedizinisch überwacht und auf ihre Auswilderung vorbereitet worden. Mehr als ein halbes Jahr nach ihrer Rettung konnte der Großteil der Tiere jetzt in ihren natürlichen Lebensraum entlassen werden.

Hintergrund: Wildtiere in Vietnam
Vietnam gilt neben China als Hotspot des illegalen Wildtierhandels. Ein gesichertes Leben in Freiheit ist für viele Tiere nicht möglich. Ob Schuppentiere, Zibetkatzen oder Marderbären, Leopardkatzen oder Tiger - gemeinsam mit der nationalen Organisation Save Vietnam’s Wildlife (SVW) setzen wir uns für den nachhaltigen Schutz der Wildtiere in Vietnam ein.
Zum ProjektRückblick: 100 Schleichkatzen aus dem illegalen Wildtierhandel
Am 17. April 2021 gelang dem Forstamt gemeinsam mit der Abteilung zur Prävention von Umweltkriminalität und der lokalen Polizei in der vietnamesischen Provinz Bac Giang ein beeindruckender Schlag gegen den illegalen Wildtierhandel: Die Konfiszierung von 100 Schleichkatzen der Art Larvenroller.
Schleichkatzen sind Raubtiere, die zwar mit Luchs, Wildkatze oder Gepard verwandt sind, aber eine eigene Tierfamilie (Viverridae) mit derzeit 38 bekannten Arten darstellen. Sie sind hauptsächlich in Asien und Afrika beheimatet, mit einzelnen Arten wie der Kleinfleck-Ginsterkatze aber auch in Südeuropa, sowie überwiegend nachtaktiv und einzelgängerisch. Das gilt auch für die in Südostasien weit verbreiteten Larvenroller (Paguma larvata). Ihr Lebensmittelpunkt sind die Bäume der Regenwälder, wo sie auch auf Nahrungssuche – vor allem nach Früchten, aber auch kleinen Wirbeltieren – gehen.
Um den Tieren eine schnelle tiergerechte Versorgung und damit eine Überlebenschance zu ermöglichen, verständigten die Behörden unsere Partner von Save Vietnam’s Wildlife, die das eigens für solche Einsätze etablierte »Bereitschaftsteam aussandten.
Eingepfercht in kleinen Drahtkäfigen fand das Team die Tiere am Ort der Konfiszierung vor – wie lange sie bereits unter diesen Bedingungen ausharren mussten, bevor sie durch die Behörden konfisziert worden waren, ist unklar. Leider waren einige Tiere bereits so geschwächt, dass sie unmittelbar verstarben.

Aufgrund der großen Anzahl der Tiere lag direkt der Verdacht nahe, dass es sich bei ihnen nicht um ursprünglich wildlebende Individuen, sondern um Zuchttiere handeln könnte. Die Klärung der Herkunft der Tiere durch die Behörden beanspruchte mehrere Monate, doch letztendlich bestätigte sich der erste Verdacht dann doch: Die Tiere stammten von einer Farm in der Provinz Ha Giang, wo sie für den Verzehr gezüchtet worden waren. Neben den Händler*innen konnte auch die oder der Käufer*in der Tiere ermittelt werden. Alle Beteiligten an diesem illegalen Geschäft wurden am 1. Oktober zu einer hohen Geldstrafe verurteilt.
Erstversorgung und Transport ins Schutzzentrum
Nach der notwendigen Erstversorgung durch die Mitarbeiter*innen des Bereitschaftsteams und der Kontrolle des Gesundheitszustandes jedes einzelnen überlebenden Tieres galt es, die Schleichkatzen schnellstmöglich tiergerecht im Schutzzentrum unterzubringen.
Das stellte selbst das gut ausgestattete und erfahrene Schutzzentrum, das unser Partner im Cuc Phuong Nationalpark mit unserer Unterstützung betreibt, vor besondere Herausforderungen: Denn die enorme Anzahl der Tiere erforderte zusätzliche Kapazitäten bei den Pfleger*innen, die die Tiere intensiv beobachten und pflegen mussten.
Nach einigen Tagen zur Eingewöhnung in der neuen Umgebung des Quarantänebereiches wurden die Tiere dann ausführlichen Gesundheitschecks unterzogen und auf Krankheiten getestet. Letzteres war in diesem Fall besonders wichtig, da Tiere, die von Zuchtfarmen stammen, erfahrungsgemäß häufig Krankheitserreger in sich tragen, die auch für die anderen Tiere gefährlich werden könnten. Zudem wurden sie gegen Parasiten behandelt und geimpft.
Durch die Strapazen des illegalen Wildtierhandels und in diesem Fall wohl auch durch ihre vorherige tierwidrige Lebenssituation auf der Zuchtfarm waren einige Tiere aber bereits so stark geschwächt, dass sie trotz der professionellen Versorgung im Schutzzentrum verstarben.
Intensive Vorbereitung auf die Auswilderung
Dadurch, dass die Tiere nie zuvor in der Wildnis gelebt und die Nahrungsquellen des natürlichen Lebensraumes nicht kennengelernt hatten, legten die Pfleger*innen ein besonderes Augenmerk auf die Beobachtung der Anpassungsfähigkeit und der natürlichen Instinkte der Tiere, beispielsweise bei der Reaktion der Tiere auf das neue Umfeld und das bereitgestellte Nahrungsangebot. Sie stellten fest, dass die Tiere sehr gut auf beides reagierten.
Doch zur Vorbereitung auf die Auswilderung mussten die natürlichen Instinkte der Tiere noch intensiv trainiert werden: Dafür wurden sie mit Ortungsgeräten ausgestattet und in halbwilde Gehege – die so genannte „Semi-Wildnis“ – verbracht, wo die eigenständige Nahrungssuche und ihre Fähigkeit zu Klettern engmaschig überwacht wurden. Anhand der Beobachtungen wurde die Anpassungs- und Überlebensfähigkeit der bis dahin in Gefangenschaft gehaltenen Schleichkatzen an die natürliche Umgebung bewertet.
Das erfreuliche Ergebnis: Nach Monaten in der Obhut unserer Partner und dem intensiven Training ihres bald „wilden Lebens“ waren die Instinkte der Tiere größtenteils wiederhergestellt. Unsere Partner konnten nun zuversichtlich sein, dass die Tiere in der Lage sein würden, sich in ihrem natürlichen Lebensraum zurechtfinden würden.

Der Duft der Freiheit
Ende November war dann für die ersten 30 Schleichkatzen der Moment der Auswilderung gekommen. Wie üblich fuhren unsere Partner dafür an streng geheime Orte, wo die Tiere weitgehend sicher vor Wilderern sind – und legen dafür oftmals viele Kilometer zu Fuß im Dickicht des vietnamesischen Waldes zurück. Die Auswilderung dieser Schleichkatzen bedurfte zudem eines besonderen Vorgehens: Die Tiere mussten mit einem Mindestabstand von 500 Metern von ihren Artgenossen ausgewildert werden. Denn da es sich bei den Tieren um Zuchttiere handelte, war die Wahrscheinlichkeit, dass sie bereits untereinander verpaart worden waren, hoch. Diese inzestuöse Fortpflanzung kann das Risiko genetischer Defekte erhöhen. Durch die Auswilderung in unmittelbarer Nähe, würde man das Risiko eingehen, dass die Tiere sich untereinander Fortpflanzen und die genetische Degeneration sich weiter durchsetzt. Die Paarung mit Wildtieren hingegen verringert dieses Risiko.
Die zweite Auswilderungsaktion fand dann wenige Tage später statt und schenkte weiteren 32 Tieren die Freiheit.

Weitere 19 Schleichkatzen aus dieser Rettungsaktion konnten schließlich noch kurz vor Jahresende 2021 ausgewildert werden und ihre Chance auf ein Leben in Freiheit erhalten.
Jene Tiere, die derzeit in der Wildnis noch nicht selbstständig überleben könnten, bleiben zunächst in der Obhut unserer Partner im Schutzzentrum, wo ihnen ein Leben in einem tiergerechten Umfeld ermöglicht wird.
Wir möchten jedem einzelnen geretteten Tier die Chance auf ein tiergerechtes Leben – ob in Freiheit oder im Schutzzentrum – geben. Dafür versorgen wir die leidgeplagten Tiere bis zu ihrer Auswilderung oder dauerhaft mit allem, was sie benötigen. Liebe Tierfreundinnen und Tierfreunde, mit Ihrer Spende machen Sie diese lebensrettende Arbeit möglich!
Helfen Sie uns, den bedrohten Tieren Schutz zu bieten!
Mit 30 Euro ermöglichen Sie die tiergerechte Fütterung eines Schuppentieres zwei Wochen lang.
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