Tiergesundheit und Tierschutz stellen in Gambia große Problemfelder dar, die noch bis vor kurzem kaum Beachtung fanden. Mit unserem Bildungsprogramm TIERÄRZTE WELTWEIT hat sich dies geändert, was bei einem aktuellen Projektbesuch in Gambia erneut deutlich wurde. Das Wohl der Tiere hat bei den Nutztierhaltern an Stellenwert gewonnen, doch die Herausforderungen im Land sind noch immer groß.
Hintergrund: TIERÄRZTE WELTWEIT
Gemeinsam mit der Welttierschutzstiftung und lokalen Partnern engagieren wir uns im Rahmen des Programms TIERÄRZTE WELTWEIT (englisch: VETS UNITED) für mehr Tierschutz in tierbezogenen Berufen in Ländern des Globalen Südens. Dafür setzen wir bei zahlreichen Berufsgruppen an, um durch Aus- und Fortbildungskurse sowohl theoretisch als auch praktisch Tierschutzthemen zu lehren und so das Tierwohl durch eine optimierte tiermedizinische Versorgung nachhaltig zu verbessern.
Zum ProgrammDer Projektbesuch führte Dr. Ruprecht Herbst, Programm-Manager von TIERÄRZTE WELTWEIT, einmal durch das gesamte Land – von der Hauptstadt Banjul entlang des Gambia-Flusses bis in die östlichsten Gebiete. Gemeinsam mit dem lokalen Koordinator von TIERÄRZTE WELTWEIT in Gambia, Dr. Kebba Daffeh, traf er dabei zahlreiche Paravets, die die Kurse des Programms bereits absolviert haben und nun im Auftrag des Staates in Gemeinden und Dörfern die tiermedizinische Erstversorgung sicherstellen.
Dr. Ruprecht Herbst (l.) mit einem Nutztierhalter in Niamina East
Ein Beispiel ist Lamin Bojang, der im Jahr 2016 zu den ersten Absolventen unseres Kurses an der University of The Gambia zählte. Er ist einer von rund 45 Paravets im Land und arbeitet im Osten, dem besonders armen und vergessenen Teil Gambias. Ohne Fahrzeug muss er die Grundversorgung der Tiere in 20 Dörfern gewährleisten. Die Wege sind weit, die Straßen schlecht, aber für die Landbevölkerung ist er nichtsdestotrotz ein Hoffnungsträger. Er ist der einzige weit und breit, die sich um die von Seuchen, Krankheiten und Verletzungen geplagten Nutztiere kümmert – und somit ein Garant, dass die Menschen ihren Lebensunterhalt unter widrigen Bedingungen bestreiten können. Darüber hinaus hat er in der Region sogar erste Tierschutzgruppen aufgebaut, die für die Tierhalter eine zusätzliche Beratung bieten.
Die prekäre finanzielle Lage des Landes – der ehemalige Präsident flüchtete 2017 mit Millionen aus der Staatskasse ins Exil – sorgt dafür, dass kaum staatliche Mittel zur Verfügung stehen, die den Paravets ihre Arbeit erleichtern würden. Doch trotz alledem leisten sie mit ihrem knappen Budget Großartiges für die Nutztiere des Landes!
Dr. Kebba Daffeh (r.), lokaler Koordinator von TIERÄRZTE WELTWEIT in Gambia, im Austausch mit einem Pferdehalter
Dr. Ruprecht Herbst zieht ein positives Fazit seines Projektbesuchs: „Die Gespräche während unserer Reise zeigten vor allem eines: Die Bildungsarbeit für mehr Tierwohl und Tiergesundheit kommt über die Paravets bei den Menschen an. Nicht nur die Versorgung der Tiere bei Krankheiten und Verletzungen hat sich verbessert, sondern vor allem auch die Prävention von Tierschutzproblemen, was an der regelmäßigen Beratung durch die Paravets liegt. Wo Tierwohlaspekte Beachtung finden, merken die Menschen schnell, dass sich dies positiv auf die Gesundheit ihrer Tiere auswirkt. Mit unserem Programm können wir flächendeckend viel für die Nutztiere des Landes erreichen, auch wenn wir uns natürlich wünschen würden, dass es mehr Paravets in Gambia gäbe und sie unter besseren Rahmenbedingungen arbeiten könnten.“
Mehr als 350 Studenten haben das Programm seit 2016 bereits durchlaufen. Sie sind der Grundstock für mehr Tierschutz und Tiergesundheit in Gambia.
TIERÄRZTE WELTWEIT ist ein Gemeinschaftsprojekt mit der Welttierschutzstiftung.
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