Am Fuße des Bunda Mountain, etwa 30 Kilometer außerhalb der malawischen Hauptstadt, wird seit 2015 an der LILONGWE UNIVERSITY OF AGRICULTURE AND NATURAL RESOURCES (LUANAR) Tiermedizin gelehrt. Bereits zum dritten Mal sind wir im Oktober nach Malawi gereist, um die Studenten auf die Praxis vorzubereiten und zu Tierschutzthemen weiterzubilden.
Anhand welcher Kriterien beurteile ich die Haltungsbedingungen von Tieren? Wie sind sie untergebracht? Ist der Zugang zu Futter und Wasser gewährleistet? Und können sie ihr natürliches Verhalten ausleben? Mit diesen und vielen weiteren Fragen beschäftigten sich die Tierärztin Dr. Katharina Schmölz, die diesen Einsatz ehrenamtlich begleitete, und die Studenten des Doctor of Veterinary Medicine Programms (DVM) am Vormittag des ersten Kurstages. Auf der Farm des Unigeländes hatten sie am Nachmittag direkt die Möglichkeit, das gelernte Wissen praktisch zu überprüfen.

Wühlen, schnuppern, spielen – das lieben Schweine. Sie sind nicht nur sehr reinliche, sondern vor allem auch extrem agile und neugierige Tiere. „Ganz schlimm ist es, wenn sie nicht genügend Beschäftigungsmöglichkeiten haben, denn dann langweilen sie sich und der Frustrationsgrad steigt. Da kann der Stall noch so vorbildhaft konstruiert und sauber sein“, so Dr. Katharina Schmölz. Gesagt, getan: Direkt statteten die Studenten, in Absprache mit dem Leiter der Unifarm, die Schweineställe mit Stroh aus. „Großartig, wie man direkt das natürliche Verhalten der Tiere beobachten kann. Sie interessieren sich sofort für das Stroh und fangen an, darin zu wühlen“, bemerkt Lonselo Mwakikunga, einer der Studenten.


Am Melkstand sollte anschließend die Eutergesundheit der Kühe überprüft werden. Dafür musste zunächst aus jeder der vier Zitzen eine kleine Menge Milch untersucht werden. „Wer hat schon einmal eine Kuh gemolken?“ Die Hände der Studenten blieben unten. „Na dann los! Wer fängt an?“ Bei den Studenten war in diesem Moment großer Enthusiasmus gepaart mit dem nötigen Respekt vor den mächtigen Tieren spürbar. Und es folgte die Erkenntnis, dass Melken gar nicht so einfach ist. „Als Tierarzt nicht zu wissen, wie man eine Kuh melkt? Das geht gar nicht“, meint Katharina Schmölz. Sie muss es wissen, denn ein Großteil der Kunden von der Tierarztpraxis, in der sie angestellt ist, sind Bauern mit Milchkühen.

Weiter ging es mit der klinischen Untersuchung: Altersbestimmung anhand des Zahnprofils, Atemgeräusche überprüfen, Herzfrequenz bestimmen, Temperatur messen. Geübt wurde zunächst aneinander…

… und dann am Tier.

Wie erkenne ich einen ängstlichen oder aggressiven Hund? Und wie kann ich ihn erfolgreich richtig festhalten? Ein Maulkorb ist nicht immer griffbereit, doch man muss sich nur zu helfen wissen, erklärte Dr. Schmölz im weiteren Verlauf des Kurses. Ein Beispiel kann eine Mullbinde sein, die als Maulschlaufe dient.

Doch nicht nur die Haltung und der Umgang mit den Tieren ist von großer Bedeutung für die angehenden Tierärzte. Auch die richtige Diagnostik und die Arbeit im Labor gehört zum Alltag. Um Parasiten nachzuweisen, untersuchten die Studenten mittels Flotation Kotproben von Rind, Ziege und Hund im Labor. Zuvor hatten sie in Gruppenarbeit unterschiedliche Endo- und Ektoparasiten recherchiert und ihren Kommilitonen vorgestellt.


Im Rahmen des sogenannten „Farm Day“, einer mobilen Klinik, die von unserer Partnerorganisation Lilongwe Society for the Protection and Care of Animals (LSPCA) organisiert wurde, bot sich den Studenten eine weitere Möglichkeit, um praktische Erfahrungen zu sammeln. Sowohl Esel, Schweine und Ziegen, als auch einige Hunde wurden im Laufe des Einsatzes von den Nachwuchs-Tierärzten untersucht, entwurmt und geimpft.


Wie in den meisten afrikanischen Ländern sind es auch in Malawi vor allem Kinder, die sich um die Versorgung der Tiere kümmern. So war es nicht verwunderlich, dass innerhalb kurzer Zeit zahlreiche Kinder den Dorfplatz bevölkerten und neugierig das Geschehen verfolgten.

Die meisten Tiere waren glücklicherweise in einem relativ guten gesundheitlichen Zustand, wie Dr. Schmölz und die Studenten ermittelten. „Es betrübte mich allerdings zu sehen, dass schon die Kinder die Esel fixierten, indem sie ihnen die Ohren eindrehten“, so die ehrenamtliche Tierärztin weiter. „Leider bekommen sie es von den Erwachsenen so vorgemacht. So lange ihnen niemand eine Alternative aufzeigt, können sie es natürlich nicht besser wissen.“

Deshalb war es so wichtig, die mobile Klinik auch als Gelegenheit dafür zu nutzen, den Haltern, Hinweise und Empfehlungen an die Hand zu geben. Denn diese sind in der Tat sehr interessiert daran, dass es ihren Tieren gut geht. Da die Dorfbewohner fast ausschließlich die Landessprache Chichewa sprachen, übernahmen diesen Part gleich unsere malawischen Studenten. Dabei bewiesen sie selbstbewusst, was sie in den letzten Workshoptagen gelernt hatten.

Im März 2017 werden wir an diesen erfolgreichen Kurs mit dem zweiten Teil anknüpfen. Bis dahin, liebe Studenten, sagen wir: Danke und bis zum nächsten Mal!

Joana Tornow, Projektreferentin der Welttierschutzgesellschaft, sorgte für einen reibungslosen Ablauf vor Ort und begleitete den Einsatz auch fotografisch.
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