Wohin mit den geretteten „Galle-Bären“?
Der Handel mit Bärengalle ist eigentlich seit 2005 in Vietnam verboten, geschlossen wurden bis dato aber nur wenige Bärenfarmen. Die Regierung weiß nicht, wo sie die befreiten „Galle-Bären“ unterbringen sollen, da es schlichtweg an geeigneten Schutzzentren mangelt. Auswildern lassen sich die Bären auch nicht, da sie nach der jahrelangen Gefangenschaft in der freien Natur keine Überlebenschance hätten. Um die grausame Praxis der Gallensaftgewinnung und das leidvolle Leben der „Galle-Bären“ endlich zu beenden, müssen dringend neue und bärengerechte Schutzzentren errichtet werden. Eines davon ist unser Projekt: Gemeinsam mit unserer Partnerorganisation Free The Bears bauen wir im Cat Tien National Park ein 12 Hektar großes Gelände aus. Derzeit warten 35 gerettete Bären aus einem viel zu eng gewordenen Zentrum auf ihren Umzug in die neue Heimat.
Das Cat Tien Bear Rescue Centre


Eigentlich sollte der Ausbau im Sommer 2015 abgeschlossen sein. Doch die vietnamesische Bürokratie erwies sich als Hürde. Die Bauarbeiten mussten zeitweise sogar gestoppt werden und das Warten auf ein bärengerechtes und größeres Zuhause für die befreiten „Galle-Bären“ verlängert sich in Folge um rund sechs Monate.
Das Team vor Ort nutzt diese zusätzliche Zeit aber so intensiv wie möglich. Projektleiter Ngyen Van Dung setzt den Fokus der Arbeit besonders auf die Einzelpflege. Die teilweise schwer traumatisierten „Galle-Bären“ benötigen individuelle Fürsorge und Behandlung. Fast alle der 35 Tiere weisen Vorerkrankungen und Verhaltensstörungen auf, die der jahrelangen Käfighaltung und der schmerzlichen Praxis der Gallensaftgewinnung zu verantworten sind. Die Pfleger nehmen regelmäßig an Schulungen zu den Themen Gesundheit, Gruppenverhalten und Versorgung teil. Im zuletzt zweiwöchigen Workshop in Kambodscha erhielten sie ein noch besseres Verständnis für die Bedürfnisse unserer Schützlinge. Unterstützend hat tiermedizinisches Personal die zum Teil schweren Hautprobleme, den Haarausfall und die individuellen Ernährungsweisen im Blick und reagiert individuell und nach Bedarf.
Im März wurde zusätzlich die deutsche Verhaltensbiologin Dr. Marion Schneider engagiert. Sie beobachtet die „Galle-Bären“ in ihrem Alltag seit jeher genau und bereitet sie psychologisch Schritt für Schritt auf die Umsiedlung in die neuen Gehege vor. Sie greift auch ein, wenn Tiere benachteiligt oder auf andere Art und Weise verhaltensgestört auffallen. Jeder Bär hat mittlerweile seinen eigenen, sehr strengen Gesundheits-, Speise- und Tagesplan, kann aber trotzdem ausgiebig mit seinen Artgenossen herumtollen und ganz er selbst sein.
Sehen Sie selbst, welche Fortschritte unsere „Galle-Bären“ machen:


Der Bär „Phat“ (links) langweilte sich in dem jetzigen, viel zu kleinen Gehege. Um Selbstverstümmelungen und aggressivem Verhalten vorzubeugen, haben die Pfleger spezielles Spielzeug angeschafft. Phat freut sich sichtlich.
Dem Bären „Chance“ (rechts) fehlt die fordere Tatze und er kann mit den anderen Bären beim Spielen oft nicht mithalten. Die Ärzte und Pfleger sorgen dafür, dass er nicht benachteiligt wird, indem sie ihn öfter mit den anderen Bären zusammenführen.