|

Jupo und Poppie: Gleich zwei Ameisenbären-Rettungen in Suriname

Immer wieder geraten Wildtiere im südamerikanischen Suriname, wo wir mit unseren Partnern des Green Heritage Fund Suriname das einzige Wildtierschutzzentrum des Landes leisten, in größte Not. Die Corona-Pandemie verschlimmerte die Situation offensichtlich: Gleich zwei Ameisenbären wurden binnen weniger Wochen gerettet.

Hintergrund: Wildtiere in Suriname

Mehr als 90 Prozent kaum berührter Regenwald bedeckt Suriname – noch. Denn durch die verstärkte Abholzung wird der Lebensraum zahlreicher Wildtiere vernichtet. Diese werden immer häufiger desorientiert und verletzt inmitten der Städte aufgefunden.
Die Welttierschutzgesellschaft unterstützt das bisher einzige Wildtierschutzzentrum Surinames bei der Rettung, Versorgung und Wiederauswilderung von Wildtieren.

Zum Projekt

Schwere Zeiten für den Wildtierschutz

Die Pandemie stellte das kleine südamerikanische Land in den vergangenen Monaten vor große Herausforderungen: So galten vom Frühjahr bis in den Sommer hinein in Surinam verschärfte Corona-Maßnahmen, wie Ausgangssperren in den Nachtstunden, die phasenweise über das gesamte Wochenende ausgedehnt wurden. Kontaktbeschränkungen, die Treffen von maximal zehn Personen erlauben, sind noch immer in Kraft. Diese Einschränkungen betrafen und betreffen auch die Arbeit unseres Teams in Suriname: Nicht nur Bildungsangebote oder Führungen für größere Gruppen im Schutzzentrum können nicht stattfinden, auch die Tierschutzarbeit wird unmittelbar erschwert. So konnten mehrfach Tiere aufgrund von Ausgangssperren nicht zum optimalen Zeitpunkt ausgewildert werden und mussten teilweise länger als nötig im Schutzzentrum bleiben, was auch zusätzliche Kosten verursachte.

Wenngleich ein Vorteil des Lockdowns sein mag, dass weniger Wildtiere in Unfälle verwickelt werden, erschwert es zudem die Sichtungen notleidender Tiere massiv – und damit einhergehend ihre Rettungen. Hinzu kommt, dass der Wildtierhandel mittlerweile auch seinen Weg in den digitalen Raum gefunden hat:

Jupo, die Große Ameisenbärin

Gerade einmal wenige Monate war die Große Ameisenbärin alt, als unsere Partner im März 2021auf sie aufmerksam wurden: In einer Verkaufsanzeige im sozialen Netzwerk Facebook. Ihre Herkunft: ungewiss. Ihre Zukunft: dem Angebot zu folgen besorgniserregend in privater Haustierhaltung.

Große Ameisenbären sind leider als exotische Haustiere beliebt und werden entsprechend illegal gewildert. Der Verkäufer hoffte wohl, unbemerkt über das soziale Netzwerk den Verkauf abwickeln zu können.

Doch um das Wissen dieser Vorgänge auf digitalen Plattformen, haben auch unsere Partner und verbundene Tierfreundinnen und Tierfreunde entsprechende Gruppen und Profile immer im Blick. In diesem Fall war es eine ehemalige Mitarbeiterin unserer Partnerorganisation, die die Anzeige entdeckte und uns direkt informierte.

Umgehend wurde Jupos Rettung eingeleitet:

Eine Mitarbeiterin des GHFS gab sich kurzerhand als potenzielle Käuferin aus. Sie organisierte die Übergabe, informierte stattdessen aber Polizei, Staatsanwaltschaft und die Abteilung für Umweltschutz, welche dafür sorgten, dass die Tierhändler unmittelbar festgenommen wurden. Die Ameisenbärin geriet dann offiziell in staatlichen Besitz, wurde aber im Schutzzentrum in die Obhut der Tierschützer*innen unserer Partner untergebracht, wo sie die Versorgung fand, die sie benötigte.

Denn die Strapazen von Jupos Aufenthalt bei den Tierhändlern waren nicht spurlos an ihr vorbeigegangen: „Sie war sehr gestresst und wollte kein Futter annehmen“, erzählt Monique Pool, Tierschützerin bei GHFS.

Gerade zu der Zeit, als Jupo im Schutzzentrum Obhut fand, stellte die Beschaffung von Futter eine besondere Herausforderung dar: ausreichend geeignete Milch für Jupo zu finden, war schwierig, da der gesamte Vorrat im Land zwischenzeitlich aufgebraucht war. So mussten aus den Niederlanden einige Kilogramm laktosearmer Kätzchenmilch für Jupo geschickt werden. Um außerdem Termiten als Futter für sie zu besorgen, gingen die Mitarbeiter*innen täglich in Gebiete des umliegenden Regenwaldes, um Termitennester zu „ernten“. Diese nachhaltige Nahrungsbeschaffung hat sich das Team von den Ameisenbären abgeschaut, die das Gleiche in freier Wildbahn tun und täglich bis zu sechs Kilometer zurücklegen, um ihre angestammten Termitennester aufzusuchen.

Dank der fürsorglichen Betreuung war Jupo schnell wohlauf. Die heranwachsende Ameisenbärin gewann an Selbstvertrauen, lernte eigenständig Futter zu sammeln und aufzunehmen und hatte so letztlich ein stolzes und sehr gesundes Gewicht von 8 Kilogramm erreicht. Auf einem der Ausflüge in die Wildnis, wo Jupo ihre alte und zukünftige Heimat wieder kennenlernte sollte, nahm sie dann übereifrig ihr Schicksal selbst in die Hand – und lief weit in den Regenwald davon. Wir sind zuversichtlich, dass Jupo sich gut in ihrer natürlichen Umgebung zurechtfinden wird: Sie hatte ausreichend Gewicht und vor allem Selbstbewusstsein gesammelt. Wir wünschen ihr in der Wildnis Surinames ein gesundes und sicheres Leben.

Poppie, die Kleine Ameisenbärin

Auch im Falle von Poppie, einem Jungtier der Art Kleiner Ameisenbär, erwies sich nur wenige Wochen später schnelle Hilfe als lebensrettend: Das Ameisenbären-Baby und seine Mutter hatten sich im Baum eines Gartens mitten in der Hauptstadt Paramaribo aufgehalten. Der Hausbesitzer hielt das Muttertier fälschlicherweise für ein Opossum und versuchte es mit Schüssen zu vertreiben, wobei eine Kugel die Ameisenbärin traf. Poppies Mutter verstarb…

Ganz auf sich allein gestellt hätte das gerade einmal wenige Wochen alte Jungtier keinerlei Überlebenschance gehabt. Glücklicherweise rief der Finder in Eigenverantwortung – und wohl auch mit schlechtem Gewissen für seine fälschliche und grausame Tat – unsere Partner zu Hilfe, die sich dem Jungtier annahmen und es ins Schutzzentrum brachten.

© Green Heritage Fund Suriname

Im Schutzzentrum wird Poppie seitdem rund um die Uhr tiergerecht versorgt. Wie die Tierärzt*innen feststellten, hatte sie sich aber wohl in der Not ein Vorderbein gebrochen. Und so muss Poppie erst genesen und zu Kräften kommen, bis sie stark und groß genug für ihre Wiederauswilderung ist. Nachts schläft die kleine Ameisenbärin dafür in einem Inkubator, der die Körperwärme des Muttertieres ersetzt. Die Anschaffung des Inkubators wurde vor einigen Jahren von der Welttierschutzgesellschaft übernommen und hat schon vielen verwaisten Wildtieren das Überleben gesichert.

Tagsüber übt Poppie bereits mit großer Begeisterung das Klettern, eine wichtige Fähigkeit, die sie für ihr baldiges Leben in der Wildnis unbedingt benötigt. Schauen Sie hier (im letzten Teil des Videos) der Kleinen dabei zu: 

YouTube

Mit dem Laden des Videos akzeptieren Sie die Datenschutzerklärung von YouTube.
Mehr erfahren

Video laden

Dass Poppie dieses Schicksal ereilte, war Glück im Unglück: Wäre das Schutzzentrum nicht zu Hilfe gerufen worden, hätten Wilderer das Tier finden und in ihre Obhut nehmen können. Denn wie ihr großer Verwandter Jupo gelangen Tiere immer häufiger in die Fänge von Wildtierhändler*innen und in die private Haustierhaltung. Die zunehmend schlechte Wirtschaftslage in Suriname droht die Situation noch zu verschlimmern: Der illegale Wildtierhandel nimmt zu.

Soziale Netzwerke, in denen Wildtiere als Haustiere – wie auch im Falle des jungen Ameisenbären Jupo – beworben und präsentiert werden, spielen eine zunehmend große Rolle im illegalen Wildtierhandel: Nicht nur, dass sie als Verkaufsportal den Wilderern eine Plattform bieten. Sie steigern durch die uneingeschränkte Darstellung von Wildtieren in privater Haustierhaltung auch die Nachfrage danach und befördern so den illegalen Wildtierhandel. (Mehr zur Kampagne „Stoppt Tierleid in den sozialen Netzwerken“ lesen Sie hier: https://welttierschutz.org/stoppt-tierleid/)

Genau deshalb ist auch eine wichtige Komponente unserer Arbeit in Suriname die Information in der Bevölkerung: So leisten wir im Rahmen des Projektes wichtige Bildungsarbeit, indem wir Führungen und Informationsveranstaltungen durch das Schutzzentrum anbieten und dabei immer wieder darauf hinweisen, dass Wildtiere in die Natur gehören und ein Leben als Haustier nicht tiergerecht ist – damit niemand überhaupt die Idee kommt, dieses Tierleid zu unterstützen.

Wir hoffen, dass sich sowohl die Corona-Infektionslage als auch die wirtschaftliche Lage Surinames stabilisieren wird und das Projekt ohne zusätzliche Herausforderungen fortlaufen kann. Ihre Unterstützung, liebe Tierfreundinnen und Tierfreunde, wäre bis dahin eine immense Hilfe!

Helfen Sie den in Not geratenen Waldbewohnern!

Schon mit 30 Euro stellen Sie das tiergerechte Futter für alle im Schutzzentrum lebenden Faultiere und Ameisenbären für drei Tage sicher.

Jetzt spenden